Bericht von Horst

Geil, geiler, Eiger, der Vorgeschmack auf den UTMB. Bereits in Dezember war der E101 mit 101 km, sowie 6700 Höhenmetern ausgebucht.

Die wohl spektakulärste Kulisse meiner bisherigen Bergläufe erwartete mich zu diesem Ultralauf. Als ich am Freitag spätnachmittags ankam, präsentierte sich Grindelwald mit seinen umliegenden Bergen, von seiner besten Seite. Sonne pur und 32 Grad auf 1100 Meter. Aber dass es im Gebirge schnell anders werden kann, zeigte bereits das erste Hitzegewitter, das etwa eine Stunde nach meiner Ankuft niederging. Gut dass es nur eine halbe Stunde andauerte, so trockneten die Wege im Gebirge weitestgehend wieder ab. Der anschließende Abend war wolkenlos und der Wetterbericht für den kommenden Veranstaltungstag versprach gleiche Wetterbedingungen.

Ich fühlte mich gut, als ich mich am Samstagmorgen um ca. 03.45 Uhr in Richtung Startgelände aufmachte. Tags zuvor hatte ich mir bereits einen entsprechenden Parkplatz ausgesucht, da ich nicht Willens war, im dort befindlichen Parkhaus 25,00 Franken für ein Tagesticket zu bezahlen. Dies sollte mein letzter Test für den Ultraltrail Mont Blanc werden, weshalb ich nun auch zu erstenmal mit Stöcken zu einem solchen Lauf antrat. Sie erwiesen sich, speziell in den Bergaufstücken, als sehr nützliche Hilfsmittel und ich war begeistert, wie gut es mit ihnen lief.

Anhand des Höhenprofils hatte ich mir vier Wegpunkte mit meinen geschätzten Durchgangszeiten markiert. Der Start erfolgte pünklich um 04.30 Uhr. Da ich nicht wirklich zu früh am Start war und vorher noch einige Fotos machte, stand ich leider im hinteren Drittel der 700 Teilnehmer. In der Folge sollte sich das als einigermaßen nachteilig erweisen. Bereits nach zwei Kilometern durch´s Dorf ging es über eine schmale Holzbrücke und in einen stark ansteigenden Singletrail. Überholen war in der nächsten Stunde nur mit größtem Aufwand und unter erheblicher Sturzgefahr möglich.

Auf der großen Scheidegg angekommen ging bereits die Sonne hinter einem traumhaft schönen Bergpanorama auf. Hier löste sich die Teilnehmerschar etwas auf, so dass in der Folge, Richtung First, das Laufen weitestgehend gut möglich war. Leider kamen wenig später die Läufer der Strecke E51 dazu, was das Laufen und Überholen wieder erheblich erschwerte. Nichts desto trotz hat die Strecke sensationelle Ausblicke parat, immer wieder blieb ich stehen und versuchte mit Fotos festzuhalten, wie schön diese Umgebung ist. Irgendwann beschränkte ich mich dann auf nur schauen und geniesen, was leider zum Nachteil hatte, dass die mühsam überholten Teilnehmer wieder an mir vorbei liefen.

Das Wetter meinte es uns in der ersten Tageshälfte gut, es war bedeckt, mit vereinzeltem leichten Nieselregen, die Temperaturen lagen in 2200 Höhe bei angenehmen 24 Grad. Erst beim Abstieg nach Burglauenen, dem tiefsten Punkt der Strecke, fühlten wir uns wie im Dampfbad, 33 Grad und gefühlte 95 Prozent Luftfeuchtigkeit. Wenigstens trennte sich hier die Strecke des 51 km Laufes wieder von uns und schlagartig wurde es sehr einsam um einen.

Der folgende, sehr lange Anstieg auf den Männlichen wurde noch durch eine Bodenwelle unterbrochen. Ab hier lief es richtig gut und ich konnte einige, zunächst weit enteilte Teilnehmer ein — und überholen. Nach dem Gipfel folgte ein sensationell schöner Höhenweg mit fallender Tendenz, ein nochmals steiles Bergabstück, bevor dann der eher beschwerliche Aufstieg über einen Grat Richtung Eiger Gletscher folgte. Oben angekommen, zeigte sich die Nordwand in Ihrer vollen Pracht. Über einen felsigen Singletrail, der mir bestens lag, unterliefen wir die Nordwand in der Abendsonne, Richtung Grindelwald. Anders als im Höhenprofil dargestellt, hatte selbst die Bergabpassage noch einige positive Höhenmetern parat.

Unten angekommen, warteten nochmals ein kurzer, sowie ein etwas längerer, zu diesem Zeitpunkt sehr anstrengender Anstieg auf uns. Frei nach dem Motto "und wenn du glaubst es geht nicht mehr, dann kommt nochmal ein Berg daher". Dieser belohnte jedoch mit einem traumhaften Blick in eine Schlucht, sowie mit der Voraussicht, dass es wirklich der Letzte war.

Ab Pfingstegg war, außer den letzten ca. 800 Metern, wirklich nur noch "rollen lassen" angesagt. Voller Vorfreude auf das lang ersehnte Ziel konnte ich die letzten, fast flachen Kilometer sogar unter einem 5 Minuten Tempo absolvieren. Zusätzliche Motivation gab es auch durch die Zuschauer des Campingplatzes, den man kurz vor der Zielankunft durchlief, sowie den für mich überraschend frühen Abzweig Richtung Ziel.

Superzufrieden lief ich nach 16:33:23 h als 28. meiner AK und gesamt 70. über die Zielline in Grindelwald. Meinem Zeitplan, unterwegs immer um 45 min, und im Ziel sogar um 1 h und 15 min voraus, musste ich, wie schon die letzten zwei Stunden gehofft, die Lauflampe nicht mehr auspacken.

Nach eher mäßigen Trainingsergebnissen, Läufen am Rennsteig und in Biel, war das für mich der erste richtig zufriedenstellende Lauf in diesem Jahr. Dass sich zügig laufen lohnt, hat sich auch an diesem Tag wiedereinmal erwiesen, als etwa eine halbe Stunde, nach meiner Ankunft das erste extreme Gewitter des Tages niederging. Das Rennen wurde daraufhin für etwa eine halbe Stunde unterbrochen und dann später fortgesetzt. In der Folge kam es aber zu weiteren starken Stürmen und Gewitterschauern, sodass es erneut angehalten wurde. Nachdem sich das Wetter beruhigt hatte, wurde für die restlichen Teilnehmer eine verkürzte Ersatzstrecke gewählt.